Schneegeflüster im Winterwald

    Früher bedeckten unberührter Urwald die ganze Schweiz – vom Genfer- bis zum Bodensee. Heute sind nur noch kleinste Urwaldreste übrig. Gerade jetzt ist es Zeit, diese Wälder zu besuchen, die Natur zu spüren, das Immunsystem zu stärken und neue Energie für die dieses Jahr etwas anderen Festtage zu tanken.

    (Bild: pixabay) Wer mit offenen Augen – und Ohren rücksichtsvoll durch den verschneiten Winterwald spaziert, hört tatsächlich das leise Flüstern des Schnees und macht erstaunliche Entdeckungen.

    Hat der Schnee einen Klang? Ich meine ja. Allerdings keinen, den man hört. Vielmehr ist es ein leises Flüstern, eine märchenhafte Melodie, die in der klirrenden Kälte durch den verschneiten Winterwald tönt.

    Das Knirschen der Stiefel ist der einzige Laut im Wald. Dabei kommt es einem vor, als hätte der Schnee alle Geräusche in Watte gepackt, so eigenartig still ist es. Und als wären alle Waldbewohner mitsamt den Bäumen in einen tiefen Winterschlaf gefallen. Der Schnee verleiht dem Wald eine Sphäre voller traumhafter Bilder. Die feinen Wölkchen, die beim Ausatmen aus dem Mund stieben, verwandeln sich mit einem Mal in tanzende Schneeelfen. Die feinen Eiskristalle, die von den Ästen rieseln, werden in der leuchtenden Morgensonne zu Feenstaub. So schön kann ein winterlicher Streifzug durch den Wald sein. Doch auch, ohne Schnee ist eine Winterwanderung ein Erlebnis, das Geist und Seele erfrischt. Hier ein paar Tipps:

    Bödmerenwald, Muotatal (SZ)
    Mit 600 Hektaren ist der Bödmerenwald im Muotatal im Kanton Schwyz der grösste Fichtenwald mit Urwaldcharakter im gesamten Alpenraum. Urwald ähnlich, weil der Bödmerenwald kaum vom Menschen beeinflusst wurde. Der Wald wächst auf einer durchfurchten Karstlandschaft. Eine schroffe, wilde Welt, wo jeder dritte Baum zwischen 250 und 400 Jahren alt ist – die ältesten sogar 500 Jahre. Für viele Vögel sind diese alten Bäume ein wichtiger Lebensraum. Und für uns Menschen ist der geheimnisvolle und urige Wald eine wohltuende Oase.

    Sihlwald Zürich (ZH)
    Nur zehn Kilometer südlich von Zürich, befindet sich einer der ursprünglichsten und schönsten Wälder des Mittellandes – der Sihlwald. Mit einer Ausdehnung von etwa zehn Quadratkilometer ist er der grösste zusammenhängende Laubmischwald des schweizerischen Mittelandes. Nachdem der Wald die Stadt Zürich über Jahrhunderte mit Brennholz versorgt hat, werden seit dem Jahr 2000 keine Bäume mehr gefällt. Wer heute spazieren geht, findet sich schnell zwischen alten Baumriesen und knorrigem Totholz wieder.
    Wildnispark Zürich Sihlwald: In der Nähe des Bahnhofs Sihlwald befindet sich ein Besucherzentrum mit Museum sowie das Restaurant Sihlwald. Hier erhält man nützliche Hinweise zum Wildnispark Zürich sowie zum fantasievollen Walderlebnispfad Sihlwald.

    God da Tamangur, Scoul (GR)
    Zuhinterst im idyllischen Val S-charl südlich von Scuol steht der höchstgelegene Arvenwald von Europa. Einzelne Bäume wachsen bis auf eine Höhe von 2400 Meter. Für die Rätoromanen ist er Symbol für Hartnäckigkeit, Überlebenswillen und Stärke. Seit 2007 steht der God da Tamangur unter Schutz und die Natur kann sich wieder frei entfalten. Der Gang durch den duftenden Wald vorbei an den jungen und bis 700-jährigen knorrigen Arven ist ein wahrliches Naturerlebnis.

    Risoud-Wald, Vallée de Joux (VD)
    Der Grand Risoud bedeckt das sanft ansteigende Hügelland zwischen dem Talboden des Vallée de Joux im Kanton Waadt und der französischen Grenze. Er ist vier Kilometer breit und ungefähr 15 Kilometer lang. Hier kann man stunden- oder tagelang unterwegs sein, ohne den Wald zu verlassen – ein Erlebnis das in der kleinen, zerstückelten Schweiz einmalig ist. Und nicht nur der Risoud Wald lohnt es sich zu besuchen, sondern auch das Tal Vallée de Joux mit dem gleichnamigen See und seiner langen Tradition der Uhrmacherkunst.

    Valle di Lodano, Locarno (TI)
    Nur etwa 15 Kilometer von Locarno entfernt, liegt das herzige Steindörfchen Lodano. Rundherum befindet sich ein grosses Waldreservat mit einer faszinierenden Landschaft und vielen unterschiedlichen Tieren und Pflanzen. Die alten Buchenwälder des Valle di Lodano verbreiten sich seit der letzten Vergletscherung aussergewöhnlich ökologisch. Und stehen daher als herausragendes Beispiel auf der offiziellen Liste für eine Anerkennung als UNESCO Welterbe. Also nichts wie hin und auf einem der vier Wanderwege das noch unbekannte Valle di Lodano und die vielen prächtigen alten Buchen entdecken.

    CR

    www.myswitzerland.com

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